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Überblick Römerbrief (ausführlich)

Der Brief des Apostel Paulus an die Römer- ein Überblick

Nach einem englischen Vortrag von Jean Muller

 

Einführung

Der große Zweck des Römerbriefes ist es, die Frage zu beantworten: „Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?" (Hiob 9,2). Daher entfaltet dieser Brief das Evangelium der Gnade und seine praktischen Auswirkungen für sündige Menschen. In diesem Brief wird jedoch nicht im Detail auf die Gedanken Gottes in Bezug auf Christus und Seine Gemeinde eingegangen. Dieser zentrale Aspekt der göttlichen Wahrheit, der teilweise in den Briefen an die Korinther entfaltet wird, findet seine volle Entfaltung erst in den letzten Schriften des Apostels Paulus: den Briefen an die Epheser und die Kolosser, die er während der Zeit seiner Gefangenschaft in Rom verfasste.

In Anlehnung an die Geschichte Israels können wir sagen, dass der Römerbrief den Gläubigen als noch in der Wüste (= die Welt) befindlich sieht. Im Kolosserbrief hingegen hat der Gläubige den Jordan bildlich schon überquert (er ist mit Christus gestorben und auferstanden). Im Epheserbrief schließlich befindet er sich bereits im Land Kanaan (den himmlischen Örtern).

Grundsätzlich gesagt, betont der Brief an die Römer die Verantwortung des Menschen, während der Epheserbrief mehr die Seite der ewigen Ratschlüsse Gottes vorstellt. Das Zentrum von allem bleibt jedoch Christus und sein Werk am Kreuz!

In Rom hatte sich ohne das direkte Wirken des Apostels eine Gemeinde gebildet. Der Apostel Paulus wünschte sich sehnlich die Gläubigen dort zu besuchen, um ihnen das Evangelium zu verkündigen (1,15). Dieses Evangelium geht über die bloße Errettung von Seelen hinaus. Es beinhaltet vielmehr alle Absichten Gottes mit dem Menschen auf Grundlage des Werkes Christi. Paulus selbst hatte jedoch Rom bis zur Abfassung des Briefes nie besucht. Später besuchte er Rom dann allerdings doch: als Gefangener Jesu Christi (Eph 3,1).

 

Der Zustand des Menschen vor Gott (1,16-3,20)

Das Evangelium Gottes ist über „seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn"  (Rö 1,3). Es wird allen Menschen angeboten und zwar in dem unverbesserlichen Zustand in dem sie sich befinden. Das Evangelium offenbart außerdem die Gerechtigkeit Gottes auf dem Prinzip des Glaubens, wie es in Kap. 1,17 heißt: „der Gerechte wird aus Glauben leben".

Der Apostel zeigt zunächst den verdorbenen Zustand auf, in dem die Menschheit sich befindet:

  • 1. Der Zorn Gottes richtet sich gegen die Heiden. Sie verwarfen das Zeugnis der ewigen Kraft Gottes, das er in Seiner Schöpfung geoffenbart hat (1,19-20). Sie stießen die Kenntnis Gottes von sich (Vers 21) und vernachlässigten es schließlich auf die Stimme ihrer eigenen Gewissen zu hören (2,14-15). Diese heidnische Verdorbenheit wird lediglich durch die leblose Christenheit der letzten Tage noch übertroffen (2. Tim 3,2).
  • 2. Philosophen und Moralisten (Juden und Heiden gleichermaßen) sind in ihrer Heuchelei genauso wenig zu entschuldigen (2,1-16). Von dieser Sorte von Menschen gibt es immer welche - heute ebenso wie damals in der griechischen Welt. Wie die Pharisäer zu der Zeit des Herrn Jesus machen sie anderen gerne Vorschriften. Sie selbst jedoch halten sich nicht daran und haben sogar Gefallen an denen, die Böses tun.
  • 3. Die Juden, die so große Privilegien besessen hatten, sind darin schuldig befunden, das Gesetz übertreten und den Namen Gottes gelästert zu haben (2,17-29).

Während die Menschen (ob Juden oder Nicht-Juden) unterschiedlichste Einwände haben mögen (3,1-8), ist die Schuld und der Ruin des Menschen vollständig. Sechs Zitate aus dem Alten Testament (fünf aus den Psalmen und eines aus Jesaja) bestätigen den verlorenen Zustand des Menschen im Hinblick auf sein Inneres, seine Worte, seine Werke und sein Verhalten (Vers 10-18). So heißt es am Schluss dieses Abschnitts: „Damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei. Darum, aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden" (Rö 3,19.20).

 

Sündenvergebung und Rechtfertigung (3,21-5,11)

„Jetzt aber ist, ohne Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart worden" (3,21). Nach der langen Einschaltung, in der die Schuld des Menschen aufgezeigt wurde (1,18-3,20), finden wir nun die Antwort Gottes: die Erlösung, die auf dem Sühnungswerk Christi beruht. Das Sühnungswerk richtet sich gegen alle (d.h. das Angebot gilt für alle Menschen), aber nur „auf alle, die da glauben" (d.h. sie wird nur den Glaubenden zugeschrieben: Rö 3,22). Diejenigen, welche glauben, sind aufgrund des Glaubens durch die Gnade Gottes gerechtfertigt. Gott hat ihnen gegenüber Gerechtigkeit erwiesen.

Der Apostel fährt fort, indem er das Beispiel zweier alttestamentlicher Personen gebraucht (Abraham und David). Dabei setzt er die Rechtfertigung aus Glauben in Beziehung zu Werken, Beschneidung, Verheißungen und der Kraft der Auferstehung (Kapitel 4).

1.   Glaube und Werke (4,1-8): Abraham, der als der Vater aller Gläubigen bezeichnet wird, ist aufgrund des Glaubens, ohne Werke, gerechtfertigt worden. Errettung ist ein kostenloses Geschenk und kein Verdienst! Um die Wirklichkeit des Glaubens zu beweisen sind jedoch Werke notwendig (Jak 2,21-24).

2.   Glaube und Beschneidung (4,9-12): Abrahams Glaube wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet (1. Mose 15,6). Und das 14 Jahre bevor die Beschneidung ihm als Zeichen der Absonderung von der Welt gegeben wurde. Die Beschneidung ist das Siegel der Gerechtigkeit (Vers 11) und Abraham wird als Vater der Beschneidung bezeichnet (Vers 12). Er ist somit das Haupt all derer, die von der Welt zu Gott hin abgesondert sind.

3.   Glaube und Verheißung (4,13-16): Abraham empfing von Gott bedingungslose Verheißungen, die sich allein auf die Treue Gottes gründeten; und das lange Zeit bevor Israel das Gesetz gegeben wurde.

4.   Glaube und Auferstehung (4,17-22): Schließlich gründen sich die Verheißungen auf die Kraft des Gottes, der lebendig macht.

Der Gedankengang lässt sich in folgendem Vers zusammenfassen: „Jesus, unser Herr... wurde unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt" (Vers 24-25). Der Glaube des Christen ist auf das Blut Christi (3,25) und Seine Auferstehung gegründet (4,25).

Die Ergebnisse dieses ersten lehrmäßigen Teils des Briefes sind triumphierend. Der Gläubige empfängt und genießt:

  • 1. Friede mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (Friede des Gewissens)
  • 2. Die Gnade Gottes (Seine Gunst)
  • 3. Die Hoffnung der Herrlichkeit Gottes
  • 4. Freude in Leiden (Drangsal, Ausharren, Bewährung, Hoffnung)
  • 5. Die Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist in unser Herz ausgegossen worden ist
  • 6. Versöhnung mit Gott und Errettung und schließlich erwartet er:
  • 7. Die Herrlichkeit Gottes in Christus

So bedeutet das Werk Christi für uns: Vergebung und Rechtfertigung vor Gott in Bezug auf unsere Sünden. Das Evangelium beantwortet folglich die zweite Frage Gottes an Kain: Was hast du da getan" (1. Mose 4,10).

 

Befreiung von der Sünde (5,12-8,39)

Der Brief fährt fort, indem er eine Antwort auf die Frage gibt: wo bist du?" (1. Mose 3,9). Diese Frage hatte Gott dem Menschen einst im Garten Eden gestellt. Thema sind nun nicht mehr die Sünden oder die bösen Taten, die wir begangen haben, sondern die Sünde als Quelle des Bösen in uns. Die Antwort auf diese Frage Gottes lässt sich in einem Wort ausdrücken: Befreiung.

 

Die Sünde im Gläubigen (5,12-21)

Obwohl Adam „ein Vorbild des Zukünftigen", dass heißt Christi selbst ist (5,14), fährt der Apostel Paulus fort, indem er den Kontrast zwischen dem ersten Menschen (Adam) und dem zweiten Menschen (Christus, der letzte Adam) aufzeigt. Beide sind jeweils Haupt einer Familie: Adam ist das Haupt der natürlichen menschlichen Familie, Christus das der himmlischen. Die Glieder dieser Familien offenbaren ihrerseits die moralischen Charakterzüge ihrer repräsentativen Häupter. Das sind:

  • Ungehorsam, Sünde (und Übertretungen), Tod und Verdammnis im Fall Adams
  • Gehorsam und Gerechtigkeit, (ewiges) Leben, Gnade und Rechtfertigung im Fall Christi

Waren die Gläubigen ehemals durch natürliche Geburt mit Adam verbunden, sind sie nun Glieder der Familie Christi. Es herrscht nun Gnade in ihnen: „durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unserem Herrn" (Vers 21).

 

Das Fleisch in dem Gläubigen (Kapitel 6)

Der Gläubige ist nun, da er „der Sünde gestorben" ist, von ihrer Knechtschaft befreit (6,10.11). Er ist mit Christus in dessen Tod einsgemacht worden. Diese Wahrheit wird durch die Taufe verbildlicht (Vers 4). Fortan leben wir für Christus und zeigen in unserem Leben seine Charakterzüge. Dieses Leben ist das neue Leben, das durch einen Wandel in praktischer Heiligkeit für Gott wohlgefällige Früchte hervorbringt. Der „alte Mensch" ist gekreuzigt (Vers 6) und der Gläubige wird dazu aufgefordert, das Fleisch (d.h. die böse sündige Natur, die noch in ihm wohnt) im Tod zu halten. Dazu sind drei Dinge notwendig, die durch den Apostel selbst veranschaulicht werden:

  • 1. „Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott...Tötet nun eure Glieder die auf der Erde sind" (Kol 3,3.5).
  • 2. „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus" (Rö 6,11).
  • 3. „Allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde" (2. Kor 4,10).

 

Der Gläubige und das Gesetz (Kapitel 7)

Der gläubige Christ ist nicht nur der Sünde, sondern auch dem Gesetz gegenüber gestorben. Der Wert des Gesetzes steht außer Frage: es offenbarte den Zustand des Menschen, ohne ihn jedoch erlösen zu können. Aber nun ist der Gläubige von der Autorität des Gesetzes freigemacht (wie ein Sklave, der seinen Herrn wechselt). Sein Gestorbensein mit Christus hat ihn aller Verpflichtungen dem Gesetz gegenüber enthoben. Dennoch, solange der Gläubige sich selbst abmüht (Gutes zu tun), wird es einen Kampf in ihm geben. Der große Befreier Jesus Christus beantwortet die Not einer solchen Seele, indem Er sie dazu veranlassen möchte, die Realität der Befreiung zu ergreifen. Der Apostel zeigt aufeinander folgend:

  • 1. Befreiung vom Gesetz findet durch Tod statt (des Gläubigen, nicht des Gesetzes), (Vers 1-6).
  • 2. Erkenntnis der Sünde kommt durch Gesetz (Vers 7-13).
  • 3. Den Zustand und die Erfahrungen einer Seele, die noch nicht freigemacht ist (Vers 14-23). Der Apostel identifiziert sich mit dieser Seele um Folgendes zu zeigen:

a) im Fleisch wohnt nichts Gutes

b) es besteht ein Unterschied zwischen uns selbst und der Sünde, die in uns ist

c) es ist keine Kraft in uns, diese Dinge (d.h. Gutes) zu tun.

  • 4.   Daraus folgt, dass wir die Hilfe eines anderen - nämlich Christus - benötigen, da wir allein unfähig sind uns selbst zu befreien. Aber es ist auch das Bewusstsein notwendig, dass nichts aus uns selbst zu tun ist. Das Werk Christi ist vollständig!

 

Befreiung und Segnungen (Römer 8)

Der Abschluss des zweiten eher lehrmäßigen Briefteils ist so triumphierend wie der des ersten. Befreit von der Sünde, dem Fleisch und dem Gesetz, schmecken wir Christen die herrliche Freiheit eines Kindes Gottes. Der Heilige Geist in uns ist Leben und Kraft zugleich.

1.   Als Geist des Lebens macht er uns frei von aller Knechtschaft (der Brief an die Galater behandelt im Besonderen die Befreiung von Welt, Sünde, Fleisch und Gesetz).

2.   Er stärkt unser geistliches Leben (Vers 10).

3.   Er leitet uns, und zeigt uns somit, dass wir Söhne Gottes sind (Vers 14-15). Sohnschaft steht in der Bibel für unsere Vorrechte und Verantwortungen, die aus der „Adoption" resultieren.

4.   Er gibt Zeugnis davon, dass wir Kinder Gottes sind (Vers 16). Als Kinder sind wir Teilhaber der göttlichen Natur und teilen göttliche Zuneigungen.

5.   Die Erstlingsfrucht des Geistes ist das Zeugnis unserer zukünftigen, endgültigen Befreiung.

6.   Der Geist hilft uns in unseren Schwachheiten (Vers 26).

7.   Schließlich verwendet er sich für uns mit unaussprechlichen Seufzern (Vers 26). Und das während wir selbst in uns seufzen (Vers 23), inmitten einer seufzenden Schöpfung (Vers 22). Aber auch Christus selbst verwendet sich für uns (Vers 34).

Inmitten unserer Leiden hier auf dieser Erde werden wir durch die Hoffnung der kommenden Herrlichkeit gestärkt. Als Gegenstände der Liebe Gottes und der Liebe Christi sind wir vollkommen sicher. Kein anderes Geschöpf vermag uns von Ihm zu trennen (Vers 39).

Dieses herrliche Kapitel enthält einen kurzen Verweis auf die ewigen Ratschlüsse Gottes in Bezug auf Seinen geliebten Sohn, den Erstgeborenen unter vielen Brüdern (Vers 29-30). Und zwar wird der Gläubige uns hier vorgestellt als:

1.   zuvorerkannt

2.   zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleich zu sein

3.   berufen

4.   gerechtfertigt

5.   schon verherrlicht, soweit es die Absicht Gottes betrifft

 

Israel und das Evangelium (Römer 9 - 11)

Eine wichtige Frage in Bezug auf das Evangelium ist noch zu klären. Wenn das Evangelium sowohl für Juden als auch für Nationen gültig ist, wie ist dieses Evangeliums dann mit den Verheißungen Gottes vereinbar, die er doch vornehmlich seinem irdischen Volk Israel gegeben hatte?

 

Römer 9

Die Situation der Juden im Hinblick auf Gott und sein Evangelium gründet sich auf drei Voraussetzungen:

  • 1. Gott ist souverän. Er ist dem Menschen nichts schuldig. Dennoch wird Er Seinen Willen erfüllen, wenn es um die Erwählung aus Gnade geht. Diese Tatsache finden wir im Beispiel Isaaks und Jakobs vorgestellt.
  • 2. Gott erduldet in großer Langmut „Gefäße zum Zorn", die zum Verderben zubereitet sind (Vers 22), wie z.B. den Pharao.
  • 3. Der Reichtum Seiner Herrlichkeit wird den „Gefäßen der Begnadigung" kundgetan (Vers 23). Das sind wir, die Gläubigen.

 

Römer 10

Aufgrund seines Ungehorsams hatte Israel alle Anrechte in Bezug auf die Verheißungen verloren. Folglich wird Israel nun allein auf Grundlage der Gnade gesegnet. Errettung gründet sich auf den Glauben an das Wort Gottes, das mit dem Herzen aufgenommen und mit dem Mund bekannt wird (Vers 10).

Da Israel das Zeugnis Gottes abgelehnt hat, liegt nun eine Decke auf ihren Herzen (2. Kor 3,14-16).

 

Römer 11

In Seiner Treue hat Gott Israel jedoch nicht verstoßen. Für diese Tatsache liefert der Apostel drei Beweise:

  • 1. Seine eigene Person: Er war ein Jude und erfuhr trotzdem die Gnade Gottes. Paulus stellt außerdem den Überrest „nach Wahl der Gnade" vor. Dieser findet seinen alttestamentlichen Bezug in Elia und den 7000, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten (Vers 1-10).
  • 2. Gottes Absicht war es, die Nationen dazu zu benutzen, das Gewissen Israels aufzuwecken, anstatt das Volk zu verstoßen (Vers 11-24).
  • 3. Gottes Wege waren ein Geheimnis, wenn Er nämlich Israel segnet, nachdem Er es für eine Zeit beiseite gesetzt hat.

Schließlich, sind die Gnadengaben und Berufungen Gottes unbereubar (Vers 29). Während alle Menschen im Unglauben (Ungehorsam) eingeschlossen sind, wird allen Gnade angeboten: „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!" (Vers 33).

 

Praktische Ermahnungen und der Dienst des Apostels (Kapitel 13-15)

Die nun folgenden Ermahnungen gründen sich auf  die vorhergehende Lehre des Briefes und sind Ausdruck von göttlicher Zuneigung. Wir gehören Christus und sind aufgerufen uns Ihm hinzugeben. Absonderung von der Welt (im Wandel) und Demut (im Herzen) werden uns befähigen das Gute und dem Willen Gottes Entsprechende zu erkennen, um Ihm zu gefallen (12,1-4). Die Gnadengaben von denen Paulus hier schreibt, sind der Gemeinde (dem Leib Christi auf Erden) gegeben, um die praktische Verbindung der Glieder des Leibes untereinander aufrechtzuerhalten. Die Ermahnungen, die sich daraus ergeben, schließen alle Aktivitäten der Gläubigen ein. Seien es die gegenseitigen Beziehungen (12,9-16 (außer Vers 14)), oder der Kontakt zu der Welt (12,17-21). Die Ermunterungen des Apostels beginnen mit Liebe und enden mit der Überwindung des Bösen durch das Gute (12,5-21).

Christen sind ebenso dazu angehalten, sich den Autoritäten zu unterwerfen. Und zwar aufgrund von Furcht (als Bürger haben sie Verantwortung den menschlichen Autoritäten gegenüber) und aufgrund ihres Gewissens (sie haben als Christen Verantwortung Gott gegenüber). Der höchste Grund aber ist die Liebe. Eine „Schuld", die jeder Christ Gott gegenüber hat (13,1-10). Die Zeit bis zum Kommen des Herrn Jesus ist kurz. In Erwartung des ewigen Tages (13,11-14), ist es höchste Zeit aus dem Schlaf aufzuwachen, die Werke der Finsternis abzulegen und den Herrn Jesus Christus anzuziehen.

Christliche Freiheit äußert sich in Rücksicht auf die Verantwortung anderen gegenüber. Christus ist das beste Beispiel in Bezug auf Hingabe und Aufopferung. Sind wir mit Ihm beschäftigt, so werden wir die moralischen Züge des Reiches Gottes in unserem Leben wahrnehmen: Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Im Besonderen aber werden wir so vor den Gefahren von Leichtfertigkeit und Gesetzlichkeit im Hinblick auf das Gewissen anderer bewahrt. Solcher, für die „Christus gestorben ist" (14-15,7).

Gott ist ein Gott der Hoffnung, sowohl für die Juden als auch für die Nationen. Der Apostel Paulus hat das Evangelium in der ganzen griechischen Welt verkündet. Er war sich allerdings nicht im Klaren darüber, inwieweit sich sein Werk in der lateinischen Welt fortsetzen würde (Italien und Westeuropa, einschließlich Spanien). Eines jedoch wusste er, dass der Gott des Friedens bei ihm bleiben würde. Er wird auch bei uns bleiben!

 

Grüße und Abschluss des Briefes (Römer 16)

Die vielen Grüße, die dieser Brief enthält, zeigen die Zuneigung zwischen dem Apostel und den Seelen in Rom. Mit Ausnahme einiger hatte Paulus sie noch nie gesehen. Er bezieht alle Gemeinden in Asien in seine Grüße ein (Vers 1-16; 21-24).

Es ist erforderlich in Bezug auf solche wachsam zu sein, die die Gemeinde durch seltsame Lehren beunruhigen. Wir sollten „weise zum Guten, aber einfältig zum Bösen" sein. Und zwar solange bis der Gott des Friedens den Satan unter unsere Füße zertreten wird (Vers 19-20).

Im Römerbrief haben wir das Evangelium Gottes und seine praktischen Ergebnisse für den sündigen Menschen vor uns gehabt. In Bezug auf die Verantwortung des Menschen vor Gott ist das Kreuz von Golgatha die vollkommene Antwort.

Die Wahrheit der Errettung durch Glauben ist dann im weiteren Verlauf des Briefes in Bezug zu den aufeinander folgenden Haushaltungen (= das Handeln Gottes mit den Menschen auf der Erde: Verheißung, Gesetz etc.) gesetzt worden. Der Apostel kann jedoch seinen Brief nicht beenden, ohne ein Geheimnis zu erwähnen. Das Geheimnis par excellence: Gottes Absicht, die Erlösten der Gemeinde (Juden und Nationen) in einem Leib in Christus zu vereinigen. Wenn dieses Geheimnis in dem ersten Brief an die Korinther kurz angedeutet wird, kommt es schließlich in den Briefen an die Epheser und an die Kolosser (geschrieben von Paulus als Gefangener in Rom) zur vollen Entfaltung. In Bewunderung der unerforschlichen Wunder des Evangeliums und der ewigen Ratschlüsse Gottes, schließt der Apostel mit einem Lobpreis des allein weisen Gottes. Durch Jesus Christus sei Ihm die Herrlichkeit in Ewigkeit!

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